Nach Wasser ist Tee das in der Welt populärste Getränk. Wer regelmäßig Tee trinkt, erkrankt seltener an Krebs, Osteoporose und Herz-Kreislauf-Problemen. Zu diesem Ergebnis gelangten bereits zahlreiche Langzeitstudien. Camellia sinensis ist die wohl am besten wissenschaftlich untersuchte Quelle eines Genussmittels. Vor zwei Jahren bauten Bremer Wissenschaftler von der Jacobs-Universität unter Professor Nikolai Kuhnert und ihre Kollegen der Universität Surrey (GB) ein hochauflösendes Gerät – das “Fourier-transformative Ionen-Cyclotron Resonanz-Massenspektrometer”. Es kann sagenhafte 10 000 aromatische Substanzen in den Thearubigenen analysieren, also 60-70% der gelösten Substanzen im Schwarzen Tee. Thearubigene sind Verbindungen der Gruppe der Polyphenole. Während der Fermentation der Teeblätter bei Schwarzem und Oolong-Tee werden Teile der Blatt-Polyphenole zu Thearubigen und Theaflavin oxidiert.
Übrigens: Der in Grün- und Schwarztee enthaltene Wirkstoff, umgangssprachlich oft als „Tein“ bezeichnet, ist ebenfalls Coffein. Coffein aus Kaffee ist an einen Chlorogensäure-Kalium-Komplex gebunden. Der Komplex setzt nach der Röstung und Kontakt mit der Magensäure sofort Coffein frei und wirkt damit schnell. Coffein aus Tee hingegen ist an Polyphenole gebunden, wobei das Alkaloid erst im Darm freigesetzt wird. Es wirkt also später und hält länger an.
Die Bremer Forscher bewiesen nun erstmals, dass die Wirkung der Pflanzenstoffe auf Wechselwirkungen mit der DNA basiert. Dies könnte für eine höhere Lebenserwartung verantwortlich sein. Bisher war man davon ausgegangen, dass Antioxidanzien in Polyphenolen die Gesundheit stärken. Antioxidanzien können Schäden in den Zellen vorbeugen, denn sie binden Freie Radikale.
In den Teepflanzen kann man die Polyphenole insbesondere in den Zellkernen finden. Dabei zeigte sich, dass die Tee-häufigen Polyphenole Epigallocatechingallat aus Grünem Tee und Theaflavin-Digallat aus Schwarzem Tee besonders häufig Verbindungen mit der DNA und Proteinen eingehen, die sich am Ende von Chromosomen befinden. Die DNA-Endteile, auch Telomere genannt, sind wesentlich für den Erhalt der Chromosomen verantwortlich und schützen diese vor Zerstörung. Findet eine Zellteilung statt, kappt das Enzym Telomerase einen Teil von den Telomeren ab. Ist eine kritische Verkürzung erreicht, kann sich die Zelle nicht mehr teilen und stirbt ab.
Regelmäßige Teetrinker können nun jenen Prozess mindestens verlangsamen, weil die Tee-Verbindungen den Abbau der Telomere verzögern. Dadurch wird die Zell-Lebensdauer stabilisiert und verlängert. Bei Verzehr von Tee-Extrakt lebten Fruchtfliegen etwa 20% länger. Das wären 16 Jahre bei einer 80jährigen menschlichen Lebenszeit!
Aus dem Privatleben des lieben Gottes ist wenig bekannt. Angesichts der Tausende liebevoll konstruierten Verbindungen in einem Getränk kann man nur folgern: Gott muss ein Teetrinker sein!