Kalk und Vitamin D


Kürzlich war ich in Hongkong bei einem der Biolumnisten zu Gast. Die Stadt ist gerade um eine Attraktion reicher geworden: Einzigartig in der Welt erstrecken sich ockerfarbene Säulen vulkanischen Ursprungs im Osten der Stadt bis ins Meer. Seit kurzem ist das imposante Naturbauwerk der Öffentlichkeit im »Geopark« zugänglich. Die vulkanische Schmelze ist zu haushohen sechseckigen Säulen erstarrt, eine geometrische Form, die in der Natur nicht selten ist (Bienenwaben). So hat auch der Apatitkristall, der unseren Knochen und Zähnen die Härte gibt, einen sechseckigen Grundriss. Dieser Kristall enthält Kalzium.

Die Hauptmenge des lebenswichtigen Elements in unserem Körper ist in den Knochen gespeichert. Damit das Kalzium aus der Nahrung im Darm richtig aufgenommen wird und nur an jenen Stellen im Körper, wo wir sie benötigen, Kristalle bildet, brauchen wir gleichzeitig Vitamin D. Ohne ausreichend Vitamin D erhöht bereits eine Kalziumzufuhr, die gerade mal die täglichen Verluste ersetzen könnte, das Risiko einer Verkalkung der Blutgefäße und damit das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden. Woher bekommen wir das so wichtige Vitamin D? Man muss seinen Doppelcharakter kennen: Es ist Vitamin und Hormon zugleich. Als Hormon können wir es im Körper selbst produzieren – aus Cholesterol. Dazu benötigen wir allerdings ausreichend Sonnenlicht, denn ein wichtiger Schritt der Synthese geschieht in der Haut unter Nutzung seines ultravioletten Anteils (UV-B).

Prinzipiell kein Problem für Menschen in Hongkong, sehr wohl aber in Deutschland. Zwischen September und März ist die Sonne nicht intensiv genug, wir können kein Vitamin D bilden. Also müssen wir es in dieser Zeit als Vitamin aus der Nahrung beziehen. Leider sind nur wenige Nahrungsmittel gute Vitamin-D-Quellen. Die Beste ist Fisch – wieder kein Problem in Hongkong, wohl aber in Deutschland. Wenn man deutsche Ernährungsgewohnheiten zugrunde legt, ergibt sich, dass wir durch die Nahrung etwa 20 Prozent unseres täglichen Bedarfes decken, den Rest müssen wir durch die im Sommer angelegten Speicher ausgleichen. Und da diese meist nicht ausreichen, entsteht bei sehr vielen Menschen jeden Alters spätestens im Winter ein Vitamin-D-Mangel. Die Folge ist ein erhöhtes Risiko, an Osteoporose zu erkranken, einen Herzinfarkt zu erleiden, und zusätzlich eine größere Infektionsgefahr.

Dem kann man auf verschiedenen Ebenen entgegenwirken: im Sommer durch Steigerung der Vitaminsynthese. Das verlangt Augenmaß sowohl beim Sonnenbaden als auch bei der Nutzung von Sonnenschutzcreme, die die UV-B-Wirkung mindert. Bei der Ernährung vor allem durch Essen von mehr Fisch. Pilze kommen als weitaus schlechtere Quelle ebenfalls in Betracht, allerdings müssen auch sie der UV-B-Strahlung ausgesetzt gewesen sein. Als schlechteste Möglichkeit bleibt die Zufuhr als Nahrungsergänzungsmittel.

Summa summarum: Kalzium immer mit ausreichend Vitamin D zuführen und umgekehrt.


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