… empfahl die Werbung in den 60er Jahren. Da wusste man noch nichts von der gesundheitsgefährdenden Wirkung eines zu hohen Cholesterinspiegels im Blut oder dachte an das wertvolle Protein im Ei und an sein Eisen. Doch dann kam die große “Framingham”-Studie aus den USA, die das Wort Risikofaktor in unseren Sprachschatz brachte und uns hohe Cholesterinspiegel im Blut zu fürchten lehrte. Ein hoher Cholesterinwert, so hatte sich gezeigt, war neben Bluthochdruck, Rauchen oder Übergewicht einer der wichtigsten Risikofaktoren für Arterienverkalkung oder Herzinfarkt.
Eier, das wusste man damals schon, enthalten pro Stück gut 200 Milligramm Cholesterin – etwa dreimal so viel, wie ein Schnitzel – ganz gleich, ob fett oder mager! Es schien logisch: viel Cholesterin in der Nahrung musste die Quelle von vermehrtem Cholesterin in unserem Blute sein – und besonders bedrohlich erschien das Ei! Nun, die Werbung verschwand klammheimlich und von vielen Tischen auch das Frühstücksei. War das der Stein der Weisen? Mitnichten, wie wir heute wissen. Mit der Nahrung zugeführtes Cholesterin steigert dessen Gehalt im Blut kaum, denn eine hohe Zufuhr verringert die Aufnahme im Darm und drosselt zusätzlich die eigene Synthese im Körper.
Welche Nahrungsbestandteile sind es dann, die unseren Cholestrinspiegel in die Höhe treiben? Besonders gefährdend erscheinen gesättigte und trans-Fettsäuren. Worin sind sie enthalten? Viele gesättigte Fettsäuren finden sich in Fetten tierischer Nahrungsmittel, wie Wurstwaren und fettem Fleisch, in Süßigkeiten (die eher “Fettigkeiten” zu nennen wären), aber auch in festen pfanzlichen Fetten, wie Kokos- oder Palmfett. Trans-Fettsäuren finden sich überall dort, wo ein Aufdruck auf der Verpackung scheinbar harmlos den Gehalt “partiell gehärteter Fette” ausweist, so in vielen Magarinen. Sie entstehen aber auch beim Braten mit pflanzlichen Ölen in der Pfanne. Die cholesterinsteigernde Wirkung dieser Fette ist sogar zweifach! Sie induzieren eine vermehrte Bildung der Enzyme, die für die Cholesterinsynthese notwendig sind und außerdem liefern sie das Synthesesubstrat. Damit ist der bei Männern und Frauen zu beobachtende altersabhängige Anstieg der Cholesterinwerte zum großen Teil ernährungsbedingt.
Die wichtigste Schlussfolgerung: wir können diesen Anstieg bereits durch Reduzierung der gesättigten und trans-Fettsäuren in unserer Nahrung bremsen! Durchschnittlich sind etwa 70 Gramm Fett pro Tag erlaubt und wünschenswert. Davon sollte nur ein Drittel gesättigte Fettsäuren enthalten. Und wie sieht es nun in dieser Hinsicht mit dem Ei aus? Durchaus gut! Ein Ei hat zwar nicht wenig Fett, 6 Gramm sind es etwa, aber tatsächlich sind nur ein Drittel davon gesättigte Fettsäuren. Das entspricht etwa 10% der maximal empfohlenen täglichen Menge und ist für jeden Gesunden tolerierbar.
Also, vielleicht nicht “nimm ein Ei mehr” – aber gegen ein tägliches Frühstücksei ist zumeist gewiss nichts einzuwenden.